Abisolieren, zuschneiden, crimpen: »Ausschlaggebend für die Qualität einer Verbindung« - Verbindungstechnik - Elektroniknet

2023-01-12 15:15:14 By : Mr. Xiangbing Ye

Zwar ist »Application Tooling« mit ca. 1000 Mitarbeitern der kleinste Geschäftsbereich von TE Connectivity, er trägt jedoch erheblich zum Erfolg des Gesamtkonzerns bei. Warum das so ist, erklären Martin Rosten, Director Global Sales, und Bernd Brügmann, Senior Manager Sales EMEA.

Markt&Technik: TE Connectivity hat einen Jahresumsatz von rund 14 Mrd. Dollar erzielt und beschäftigt ca. 80.000 Mitarbeiter weltweit. Ihre Business Unit hat daran einen wichtigen Anteil, zumindest wenn man es historisch betrachtet.

Martin Rosten: Ja, die Firma, die wir heute als TE Connectivity kennen, ist vor rund 80 Jahren mit zwei Produkten aus dem Bereich Application Tooling gestartet: einem Ringkabelschuh und einer Crimpzange. Ausgehend von diesen Werkzeugen haben wir uns später zum Spezialisten für nicht isolierte, elektrische Verbindungstechnik entwickelt, etwa für Flugzeuge und Boote, und viel später zum Weltkonzern. Bernd Brügmann: Die modernisierte Version dieser ersten Crimpzange, die sich damals durch einen besonderen Sperrmechanismus ausgezeichnet hat, gibt es übrigens heute noch und ist bei unseren Kunden im Einsatz.

Welche Werkzeuge für die Verarbeitung von Steckverbindern haben Sie heute im Programm?

Brügmann: Diese Frage lässt sich am besten mit dem Verweis auf unseren umfangreichen Produktkatalog beantworten. Alle Steckverbinder und Kontakte, die Sie darin finden, lassen sich mit unseren eigens entwickelten Werkzeugen, Maschinen und Anlagen verarbeiten. Wir decken also eine große Bandbreite ab; immerhin umfasst das Produktportfolio von TE heute rund 500.000 Artikel.

Ihr Unternehmen ist gleichzeitig einer Ihrer wichtigsten Kunden. Welche Rolle spielt es, dass Sie die Verarbeitungswerkzeuge für die Herstellung von Verbindungssystemen selbst verwenden?

Brügmann: Das ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie. Denn erst die Kombination aus Werkzeug, Spezifikation und Steckverbinder macht es aus unserer Sicht möglich, hochzuverlässige Verbindungen zu erzeugen. Es handelt sich um drei wesentliche Bestandteile der Verbindungstechnik, die aufeinander abgestimmt werden und sich gegenseitig bei der Entwicklung von Verbindungstechnik beeinflussen. Daraus ergibt sich unser Anspruch an Qualität, und für unsere Kunden ist diese Vorgehensweise aus unserer Sicht die beste Garantie!

Rosten: Wir werden auch oft als Lieferant ausgewählt, weil wir eben dieses Gesamtpaket liefern können. Neben Kabelkonfektionären arbeiten wir z. B. auch eng mit den großen OEMs zusammen, um gemeinsam die Entwicklung und Verarbeitung von Verbindungstechnik auf die nächste Stufe zu heben.

TE Connectivity ist vor allem als Automobilzulieferer bekannt. Wie sehen Sie die Entwicklungen im Bereich der automatisierten Kabelbaumherstellung? Es gibt noch immer viele manuelle Schritte.

Brügmann: Wir sind natürlich involviert in die Diskussionen darüber, wie man den Automatisierungsgrad – der vergleichsweise gering ist – noch weiter steigern kann. Allerdings ist die Komplexität des Kabelbaums und die Teilevielfalt so stark ausgeprägt, dass wir hier tatsächlich bei der automatischen Verarbeitung an Grenzen stoßen, die sich nur sehr schwer überwinden lassen. Ein Lösungsansatz ist es, ähnlich wie im Flugzeug den Kabelstrang in Teilmodule zu zerlegen, um dadurch die Komplexität zu reduzieren und Systeme zu vereinfachen. Das ist ein Konzept, an dem wir mitarbeiten.

Wird mit dem Umstieg auf Elektromobilität der Grad der Automatisierung bei der Kabelbaumherstellung steigen? Jetzt dürfte sich doch die Chance eröffnen, von Beginn an mehr auf Vereinheitlichung zu setzen.

Brügmann: Es wird auch künftig eine schwierige Aufgabe bleiben, den Automatisierungsgrad in diesem Bereich wesentlich zu erhöhen, da unter anderem die Philosophien der unterschiedlichen Automobilhersteller zu weit auseinander liegen. Marktübergreifend ist eine Vereinheitlichung der Komponenten kaum umsetzbar. In den jeweiligen Unternehmen mag es zumindest konzernintern etwas einfacher umzusetzen sein, die Komplexität im Bereich des Kabelbaums zu reduzieren. Allerdings gibt es auch hier bewährte Strukturen, die neu gedacht werden müssen, was nicht von heute auf morgen zu realisieren ist.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigen Trends im Bereich Application Tooling?

Rosten: Eine wichtige Rolle spielt natürlich die angesprochene Elektrifizierung des Antriebstrangs und damit die Verarbeitung der geforderten Hochvoltkabel, die in puncto Größe, Gewicht sowie auch Materialien neue Anforderungen an die Verarbeitungsmaschinen stellen. Auf der anderen Seite befassen wir uns mit der Miniaturisierung von Datenkabeln. In Fahrzeugen sind heute Drahtquerschnitte bis hinunter zu 0,13 mm2 verbaut. Für das Application Tooling bedeutet dies, dass man hier mit sehr geringen Materialstärken und äußerst engen Toleranzen arbeiten muss.

Die Miniaturisierung ist – wie man an den Drahtquerschnitten im Auto sieht – immer weiter vorangegangen. Sehen Sie heute überhaupt noch Spielraum für weitere Miniaturisierung, auch bezüglich der Verarbeitbarkeit?

Brügmann: Wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, kann man es nicht komplett ausschließen, dass die Drahtquerschnitte noch kleiner gestaltet werden. Jedoch bewegen wir uns heute bereits in einer Größenordnung, bei der die physikalischen Grenzen sichtbar werden. Der Spielraum wird zumindest geringer.

Kommen wir auf Ihre Maschinen zu sprechen. Welche Neuentwicklungen gibt es von TE?

Rosten: Mit der Pin-Insertion-Maschine P280 haben wir einen Hochgeschwindigkeitsautomaten auf den Markt gebracht, der neue Maßstäbe setzt bei der Bestückung von Leiterplatten bzw. dem automatisierten Einsetzen von Pins in Steckverbinder und Gehäuse. Die vollautomatische und Inline-fähige Produktgeneration verfügt über ein flexibles Werkzeug-Konzept, sodass man eine Vielzahl an unterschiedlichen Kontakttypen damit hochpräzise verarbeiten kann.

Außerdem haben wir uns in den vergangenen Jahren intensiv mit der Verarbeitung von Hochvolt-Leitungen, sprich: größeren Drahtdurchmessern, befasst. Wir haben z. B. kompakte Maschinen entwickelt, welche die Vorbereitungszeiten von HV-Kabeln deutlich verkürzen können. Einen weiteren Schwerpunkt bilden unsere Vision-Systeme zur Qualitätsüberwachung, beispielsweise mit Multi-Kamera-Ansatz und integriertem AI-System, um jede einzelnen Crimp-Verbindung zu 100 Prozent zu überprüfen, wie es von der Automobilindustrie gefordert ist.

Welche Rolle spielen Dienstleistungen in Ihrem Segment, wie die Kundenbetreuung nach dem Kauf einer Maschine?

Rosten: Der Service ist für unsere Kunden ein ausschlaggebendes Kriterium für den Kauf einer Maschine. Innerhalb von TE Connectivity ist Application Tooling zwar die kleinste Geschäftseinheit im Unternehmen, aber mit rund 1000 Mitarbeitern doch so groß aufgestellt, dass wir unseren Kunden weltweit beratend zu Seite stehen können. Dank eines 24/7-Service sind wir sogar rund um die Uhr erreichbar.

Hat Ihr Geschäftsbereich eigentlich den Stellenwert in puncto Verbindungstechnik, den er am Markt verdient?

Rosten: Innerhalb unseres Unternehmens auf jeden Fall! Denn die Abstimmung zwischen Werkzeugen, Spezifikationen und Steckverbindern wird von Beginn an in die Entwicklungen mit einbezogen.

Brügmann: Von außerhalb wird Application Tooling vielleicht manchmal unterschätzt. Auf der anderen Seite gibt es jedoch sehr viele Kunden, die zuverlässige Verbindungen herstellen und daher auf unseren Erfahrungsschatz vertrauen wollen.

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